
Schienbeinkantensyndrom – Es trifft beinahe jeden
Einführung
Schienbeinkantensyndrom? Noch nie gehört. So wird vermutlich die Reaktion vieler Läuferinnen und Läufer ausfallen, wenn sie auf diese typische Laufverletzung angesprochen werden. Denn ich bin mir sehr sicher, dass so ziemlich jeder schon mal damit zu tun hatte, als er mit dem Laufsport angefangen hat. Der Frage, was das Schienbeinkantensyndrom ist und was man dagegen tun kann, möchte ich heute nachgehen. Dafür habe ich mich im Netz und in der Literatur umgesehen. Hier meine Ergebnisse.
Was ist das Schienbeinkantensyndrom?
Das Schienbeinkantensyndrom ist eine Verletzung, die sich Läuferinnen und Läufer gerne zuziehen, wenn sie mit dem Laufen beginnen. Oftmals zeigt es sich in Form eines Schmerzes an der Innenseite des Schienbeins. Bei mir trat es hauptsächlich dann auf, wenn ich am Schreibtisch saß und meine Beine entspannt waren. Am stärksten war der Schmerz immer dann, wenn ich in die Hocke gegangen bin. Dann war es teilweise so unangenehm, dass ich nicht allzu lange in dieser Position bleiben konnte. Es kann aber auch passieren, dass die Schmerzen nur dann auftreten, wenn man am Laufen ist. Was die Ausführung des Sports dann erheblich erschwert.
Ursachen und Risikofaktoren
In der Regel liegt die Ursache in einer Überbelastung der Wadenmuskulatur infolge einer enormen Steigerung der Laufintensität. Wenn man also beispielsweise die Distanz innerhalb kürzester Zeit drastisch erhöht. Dann hat die Wadenmuskulatur keine Möglichkeit, sich auf die neue Belastungssituation einzustellen. Auch wenn man ganz frisch mit dem Laufen beginnt, kann es dazu kommen. Bei mir war es der Fall, dass ich zu schnell zu viel wollte. Eine gewisse Übermotivation zu Beginn seiner Laufaktivitäten ist also leider oft auch ein Grund dafür. Ebenso kann die falsche Schuhwahl dazu führen. Problematisch wird es dann, wenn man nichts dagegen unternimmt, nachdem die Beschwerden aufgetreten sind. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu einem Ermüdungsbruch kommen.
Bedeutung des Schienbeinkantensyndroms für Läufer
Es ist klar, dass jede Verletzung die uns Läufern Schmerzen bereitet, uns auch im Training behindert. Beim Schienbeinkantensyndrom ist das leider nicht anders. Wir sind hochmotiviert und könnten Bäume ausreißen. Genau dann passiert es und wir werden ausgebremst. Das ist wahnsinnig ärgerlich und hat bei manchen Läufern und Läuferinnen schon dafür gesorgt, dass sie nach einem tollen Start wieder aufgehört haben. Deswegen finde ich es enorm wichtig, dass man über diese Verletzung Bescheid weiß und beim Auftreten von ersten Symptomen auch direkt reagiert. Denn man möchte sich ja auf sein Training konzentrieren, weiterlaufen und sich nicht jetzt schon mit nervigen Verletzungen herumschlagen.
Anatomie des Schienbeins
Was vielen vielleicht nicht klar ist: Das Schienbein als Teil des Unterschenkels ist der Knochen, der den größten Teil unseres Körpergewichts trägt. Es verläuft vom Knie- bis zum Sprunggelenk. Kann ich mit einem gebrochenen Zeh noch wunderbar durch die Gegend gehen, ist das mit einem gebrochenen Schienbein nicht mehr möglich. Nicht umsonst tragen Fußballspieler Schienbeinschoner.
Unterschied zwischen medialem und lateralen Schienbeinkantensyndrom
Man unterscheidet übrigens zwischen dem medialen und dem lateralen Schienbeinkantensyndrom. Hier einmal die Unterschiede:

Selbsttest und wann man einen Arzt aufsuchen sollte
Wie erkenne ich nun aber, ob es sich bei meinen Schmerzen wirklich um ein Schienbeinkantensyndrom handelt? Hier ein paar Möglichkeiten, die Wahrscheinlichkeit dafür einzugrenzen:
Schmerzlokalisation:
Befinden sich die Schmerzen genau an der Innen- oder Außenkante des Schienbeins? Bei leichtem Druck auf die Kante sollte es deutlich zu erkennen sein.
Schwellungen:
Kommt es im Bereich der Schienebeinkante zu Schwellungen oder sogar zu farblichen Veränderungen, kann dies ein deutliches Zeichen sein.
Schmerzen in unterschiedlichen Aktivitätszuständen
Kommen die Schmerzen sowohl im Ruhezustand als auch im Belastungszustand vor?
Und wann sollte ich nun einen Arzt aufsuchen?
Hier ist der Rat relativ simpel. Sollten die Schmerzen nicht besser werden oder sich gar verschlimmern, ist es immer ratsam, sich an einen Arzt zu wenden. Das gilt selbstverständlich auch dann, wenn sich eine Färbung abzeichnet oder die Bewegungsfähigkeit im Alltag stark eingeschränkt ist.
Behandlung und Prävention eines Schienbeinkantensyndroms
Nun bin ich mir also relativ sicher, dass ich unter einem Schienbeinkantensyndrom leide. Ich möchte es natürlich so schnell wie möglich wieder loswerden. Was kann ich also tun?
Hier hängt viel davon ab, wie stark die Symptome sind. Kurzfristig würde ich aber auf jeden Fall empfehlen, dem Bein Ruhe zu gönnen. Die intensive Belastung, die die Verletzung ausgelöst hat, muss dringend zurückgefahren werden. Bis hin zu einem kompletten Laufstop ist alles möglich. Bei mir hat es jedoch geholfen, dass ich das Laufpensum deutlich reduziert und die betroffene Stelle mit Eis gekühlt habe. Zwar hat es einige Zeit gedauert, bis die Schmerzen komplett verschwunden waren, aber ich habe es geschafft. Vor allem musste ich keine Laufpause einlegen, was mich in meinem Trainingsplan erheblich zurückgeworfen hätte.
Um einer erneuten oder erstmaligen Verletzung vorzubeugen, hilft es, wenn man die Muskulatur stärkt und sich vielleicht in einem Laufschuhgeschäft beraten lässt. Denn oftmals sind es auch falsche Schuhe, die dazu führen. Was sicherlich auch hilft, ist das regelmäßige Wechseln der Laufschuhe. Dadurch wird die Muskulatur immer wieder neuen Reizen ausgesetzt und sie kann sich besser entwickeln.
Erholung und Rückkehr ins Training
Wir schonen uns also, auch wenn es uns mehr als schwerfällt. Doch wie lange muss ich mich denn nun im Zaum halten, bevor ich wieder loslegen darf? Das kommt wie so oft bei Verletzungen darauf an, wie schwer sie sind. Steht die Diagnose frühzeitig fest und man greift entsprechend ein, kann eine Ruhephase von 1 – 2 Wochen ausreichen. Sind die Symptome so stark, dass man auch im Alltag beeinträchtigt ist, weil man unter großen Schmerzen leidet, sieht es dagegen anders aus. Hier kann es durchaus sein, dass man mehrere Wochen oder sogar Monate warten muss, bis man wieder ins Lauftraining einsteigen kann. Immer auch davon abhängig, wie die Behandlungsmethoden anschlagen.
Tipps für den Wiedereinstieg ins Training
Egal ob man nun eine leichte Verletzung auskuriert hat oder eine Schwere, man muss Geduld haben. Legt man sofort wieder so los, als wäre nichts gewesen, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass die Verletzung wieder aufbricht. Hat man sich als Maßnahme auch neue Laufschuhe besorgt, sollte man sich eh erst an sie gewöhnen. Außerdem muss man zwingend ein Auge darauf haben, ob die Beschwerden vielleicht auch erst mal nur leicht zurückkehren. Sollte das der Fall sein, unbedingt sofort wieder eingreifen.
Erfahrungsberichte und Fallstudien
Ich finde es immer sehr interessant, wie andere Menschen mit einem Problem umgegangen sind, vor dem ich gerade stehe. Dazu treibe ich mich gerne in Laufforen herum, wie z.B. dem der Zeitschrift Runner´s World. Dort kann man nicht nur nachlesen, was anderen Läuferinnen und Läufern geholfen hat, sondern sich auch aktiv an Diskussionen zu dem Thema beteiligen.
Spannend sind auch wissenschaftliche Arbeiten zu lesen. Sofern sie nicht ZU wissenschaftlich werden. Im Fall des Schienbeinkantensyndroms habe ich etwas im Fachportal „Springer Medizin“ gefunden. Nach einer kostenlosen Registrierung kann man sich eine entsprechende Studie durchlesen.
Fazit
Es ist nervig, aber leider keine Seltenheit. Durch vorbeugendes Training und einer moderaten Steigerung der Trainingsintensität, lässt sie das Schienbeinkantensyndrom sehr gut vermeiden. Sollte es einen trotzdem treffen, ist Geduld gefragt. Ich drücke allen die Daumen, dass sie verschont bleiben und wenn nicht, trotzdem den Kopf nicht hängen lassen. Ihr seid nicht allein mit dem Problem und es ist kein Grund aufzugeben.